2.2. Primärprävention
• HPV-Impfung (gentechnisch hergestellte prophylaktische Totimpfstoffe):
– gilt als effektiv und sicher (FUTURE II study group 2007; Paavonen et al., 2007)
– persistierende HPV-Infektionen werden durch Impfstoffe gegen die entsprechenden HPV-DNAViren in 95–100 % der Fälle verhindert
– sowohl HPV-induzierte Kondylome als auch Präkanzerosen effektiv durch die HPV-Impfung verhinderbar (Donovan et al., 2010; Brotherton et al., 2011; Munoz et al., 2009)
– kein therapeutischer Effekt, wenn aktuell eine Läsion an der Zervix (z. B. CIN II) besteht
– nicht indiziert ist vor der HPV-Impfung eine HPV-Virustypisierung der Zervix oder die Bestimmung spezifischer Serum-Antikörpertiter
• derzeit 2 Impfstoffe in Österreich:
– Gardasil®: 4-fach-Impfstoff gegen HPV 6/11/16/18; Aktivimpfstoff der L1-Proteinhülle; Impfschema: 0, 2, 6 Monate; Wirksamkeit dzt. mind. 8 Jahre
– Gardasil® 9: 9-fach-Impfstoff; 6/11/16/18/31/33/45/52/58; Aktivimpfstoff der L1-Proteinhülle; Impfschema: 0, 2, 6 Monate; soll zusätzlich 4–18 % der HPV-induzierten Karzinome verhindern
• Zielpopulation:
– um den höchsten Effekt zu erzielen, möglichst vor Beginn der sexuellen Aktivität („HPV-naiv“) im jungen Lebensalter (9.–12. Lebensjahr) impfen (Details zum Impfprogramm mit einer Übersicht über die Impfangebote in den einzelnen Bundesländern siehe Broschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“ der Österreichichen Krebshilfe: https://www.krebshilfe.net/services/broschueren/ broschuere/80)
– auch junge Frauen bis ca. 25 profitieren – sollten in „Catch-up-Programmen“ geimpft werden
– alle sexuell aktiven Frauen und Männer bis zum 45. Lebensjahr
– Frauen bei Zustand nach Konisation profitieren von einer HPV-Impfung möglichst zeitnah während oder nach der Konisation
• Besondere Populationen:
– bei bekannter Schwangerschaft sollte nicht geimpft werden (jedoch keine absolute Kontraindikation)
– keine ausreichende Datenlage zum Nutzen bei Frauen über 45 – daher keine klare Empfehlung dafür, jedoch ebenfalls möglich (es gibt kein medizinisches Alterslimit für die Impfung)
2.3. Sekundärprävention
• Derzeit in Österreich opportunistisches Screening und kein organisiertes Screening mittels Zytologie (siehe Tab. 1); mit Empfehlung zur jährlichen Durchführung einer zytologischen Abstrichkontrolle (in organisierten Screeningsettings Intervall auf bis zu 3 Jahre erweiterbar).
• Reduktion der tumorspezifischen Mortalität durch zytologisches Screening in epidemiologischen Studien gezeigt.
• Mittlerweile Vielzahl an HPV-Testverfahren – die gängigsten:
– Hybrid Capture II®: Hybridisierung der Virus-DNA, Unterscheidung in 13 High-Risk- und 5 Low-Risk-Typen, von der FDA zugelassen, ist derzeit Methode der 1. Wahl
– Cobas 4800®: DNA-PCR, Nachweis von 14 High-Risk-Typen, darüber hinaus isolierter Nachweis der HPV-Typen 16 und 18, von der FDA zugelassen
• Organisierte Screening-Programme mit Intervallen von 3 oder 5 Jahren, die auf HPV-Testung allein oder HPV-Kotestung mit Zytologie basieren, führen bei Frauen, die älter als 30 Jahre sind, nach 3 oder 5 Jahren in der zweiten Screeningrunde zu einer signifikant deutlicheren Senkung der Neuerkrankungen an CIN III+ (82/100.000) als Programme, die auf einem alleinigen organisierten zytologischen Screening mit Intervallen von 3 oder 5 Jahren basieren (159/100.000; RR 0,59)(ARTISTIC, NTCC-I, NTCC-II, SWEDESCREEN).
• Jeder suspekte makroskopische Befund an der Portio sollte mittels Kolposkopie und kolposkopisch gezielter Biopsie weiterführend abgeklärt werden.