3.5. Tumormarker
3.5.1. CA-125
• Sollte bei der präoperativen Abklärung einer Patientin mit Verdacht auf Ovarialkarzinom bestimmt werden
• DQuote erhöhter Werte vom histologischen Typ abhängig: Höchste Positivitätsraten beim serösen Adenokarzinom (80 %), niedrigste Raten und teilweise Normalwerte bei muzinösen Malignomen (40 %). Präoperative CA-125-Serumkonzentrationen sind ein unabhängiger prognostischer Faktor beim Ovarialkarzinom.
• CA-125 ist nicht spezifisch für das epitheliale Ovarialkarzinom, sondern auch bei zahlreichen anderen Malignomen (Endometrium-, Brust- und Pankreaskarzinom etc.) und bei einer Vielzahl von benignen Zustandsbildern, wie Endometriose, Entzündungen und Schwangerschaft, erhöht.
• Das American College of Obstetricians and Gynecologists empfiehlt bei postmenopausalen Frauen auch bei mäßig erhöhten CA-125-Werten und einem suspekten Beckenbefund die Zuweisung in ein gynäkologisch-onkologisches Zentrum (ACOG number 280, December 2002).
• Bei prämenopausalen Frauen ist die Vorhersagbarkeit eines Ovarialkarzinoms präoperativ nur bei deutlich erhöhten Werten (> 200 U/ml) möglich.
3.5.2. Human Epididymis Protein 4 (HE4)
• Ein prädiktives Modell anhand von CA-125, HE4 und dem Menopausenstatus zeigte einen PPV (Positive Predictive Value) von 75,0 % bei einem NPV (Negative Predictive Value) von 92,6 % für postmenopausale Patientinnen. Bei prämenopausalen Patientinnen betrug der PPV 33,8 % bei einem NPV von 95 % (Moore et al., 2009).
• Aus dieser Studie resultierte der ROMA (Risk of Malignancy Algorithm), der anhand unterschiedlicher Cut-off-Werte von HE4 in der Prä- (70 pmol/l) und Postmenopause (140 pmol/l) und der CA-125-Konzentration sowie des Menopausenstatus die betreffende Patientin einer Highoder Low-Risk-Gruppe zuteilt.
• Die Validität von HE4 allein, in Kombination mit dem ROMA, im Vergleich zum etablierten Marker CA-125 bzw. zur Risikoabschätzung wie dem RMI(Risk Of Malignancy Index) (Jacobs et al., 1990) wurde nachfolgend in einigen Publikationen verglichen:
-neben dem Trend zu mehr Sensitivität von HE4 in Frühstadien liegen HE4 und ROMA oft annähernd gleichauf (Jacob et al., 2011; Moore et al., 2010; Shah et al., 2009). Im Vergleich zu CA-125 ergibt sich kein einheitliches Bild
-diagnostische Vorteile zum etablierten Marker CA-125 ließen sich v. a. in Frühstadien der Erkrankung nachweisen: Bei bekanntermaßen nur in 50 % erhöhten CA-125-Serumwerten in FIGO I und II kann bei bis zu 83 % eine Erhöhung von HE4 festgestellt werden (Havrilesky et al., 2008)-so war die Kombination bei Moore bzgl. Gesamtsensitivität aller Stadien vorteilhaft: bei 72,9 % für HE4 allein und 43,3 % für CA-125 allein im Gegensatz zu 76,4 % bei Kombination. HE4 war mit 45,9 % in den Frühstadien dem CA-125 (15,1 %) und der Kombination der Marker (39,5 %) deutlich überlegen (Moore et al., 2008c)
• Deutlich höhere Spezifität von HE4 im Vergleich zu CA-125: Dies kommt aufgrund von weniger Beeinflussung durch benigne Zustände zustande. Neben dem Ovarialkarzinom kann es auch bei Malignomen der Lunge, des Pankreas und dem Endometriumkarzinom zu erhöhten HE4-Konzentrationen im Serum kommen.
• HE4 stellt eine Erweiterung in der Diagnostik des Ovarialkarzinoms dar. Ein routinemäßiger Einsatz wird dzt. jedoch nicht empfohlen
3.6. Rezidivdiagnostik
• Die Art der Nachsorge beim Ovarialkarzinom wird durchaus kontrovers diskutiert. Patientinnen sollten regelmäßig nach abgeschlossener Primärtherapie an einer gynäkoonkologischen Nachsorge teilnehmen, um auf ein Rezidiv hinweisende Symptome zu erfassen.
• Die regelmäßige Bestimmung von CA-125 bei asymptomatischen Patientinnen ist die kontroversiellste Untersuchung in der Nachsorge. Eine Studie konnte zeigen, dass der häufig eingesetzte Tumormarker CA-125 bei asymptomatischen Patientinnen keine Verlängerung der Lebenszeit bringt, jedoch die Anzahl der Rezidivtherapien erhöht, da früher mit einer Rezidivtherapie begonnen wird (Rustin et al., 2010). Andererseits werden mit zunehmendem therapiefreien Intervall die Behandlungsoptionen und -erfolge besser. Insbesondere die sekundäre Zytoreduktion gewinnt immer mehr an Bedeutung, je länger das therapiefreie Intervall ist. Die Nachsorge und Rezidivdiagnostik werden also mit zunehmendem therapiefreien Intervall wichtiger. Ein CA-125-Monitoring scheint daher besonders ab einem rezidivfreien Intervall von > 1a seit letzter platinhaltiger Chemotherapie sinnvoll.
• Bei symptomatischen Patientinnen kann eine weiterführende bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Dabei zeigt das PET-CT eine etwas höhere Sensitivität als das CT und das MRT. Es gibt keinen Hinweis für eine Überlebensverlängerung durch den Einsatz bildgebender Diagnostik. Da in der Rezidivsituation beim Ovarialkarzinom, die typischerweise keine kurative Situation darstellt, langfristige therapiefreie Intervalle und eine möglichst hohe Lebensqualität im Vordergrund stehen, ist eine frühzeitige Anbindung an ein palliativmedizinisches Netzwerk sinnvoll.