6. THERAPIE
- Bei Verdacht auf Ovarialkarzinom oder BOT oder nach Zufallsdiagnosesollte die primäre bzw. Staging-Operation nach Möglichkeit in einem gynäkoonkologischen Zentrum stattfinden.
- In jedem Fall sollte eine Zweitbegutachtung der Histologiedurch gynäkoonkologisch erfahrene Patholog:innen erfolgen.
6.1. Chirurgische Therapie
6.1.1. Bedingungen für eine fertilitätserhaltende Operation
- Bestehender/potenzieller Kinderwunsch und gesicherte Nachsorge
- Aufklärung über 3,5-fach erhöhte Rezidivrate nach Fertilitätserhalt,bei jedoch in der Regel erneut kurativer Behandlungsmöglichkeit eines Rezidivs (maligne Transformation ca. 2 %).
6.1.2 Primäroperation
- Schritte der adäquaten Primäroperation/Staging:
–nach Möglichkeit durch gynäkoonkologisches Team
–Laparoskopie (FIGO I) oder Laparotomie (bei V. a. fortgeschrittenes Tumorstadium)
–Exploration der gesamten Peritonealhöhle
–Entnahme von Spülzytologie bzw. Aszites
–Resektion des Ovarialtumors mit Vermeidung von intraabdomineller Tumorruptur (ggf. Gefrierschnitt)
–Exploration der gesamten peritonealen Oberflächen und Resektion aller sichtbaren Tumoren (Ziel der kompletten Zytoreduktion analog zum invasiven Ovarialkarzinom)
–Entnahme von Peritonealbiopsien der parakolischen Rinnen beidseits, des Peritoneums im kleinen Becken und des Zwerchfells
–infrakolische Omentektomie
–Appendektomie nur bei auffälliger Appendix vermiformis
–Inspektion der regionären Lymphknoten (periaortal und pelvin), Resektion auffälliger Lymphknoten, keine systematische Lymphadenektomie
–bilaterale Salpingo-Oophorektomie
–totale Hysterektomie und bilaterale Salpingo-Oophorektomie
–Hysterektomie: bei makroskopischem Befall bzw. notwendiger kompletter Peritonektomie ist eine Hysterektomie indiziert, zu reinen Staging-Zwecken ist ein onkologischer Benefit durch eine Hysterektomie bei makroskopisch unauffälligem Uterus und Beckenperitoneum sehr fraglich (dies sollte daher je nach Wunsch und Aufklärung der Patientin erfolgen)
–exakte Dokumentation inkl. Tumorausbreitung und postoperativer Tumorrest
- Bei Wunsch nach Fertilitätserhalt:
–unilaterale Salpingo-Oophorektomie
–Zystektomie bei bilateralen Tumoren (cave: höheres Rezidivrisiko)
–komplettes Staging wie oben beschrieben ohne Hysterektomie
–Inspektion des kontralateralen Ovars und ggf. Tumor- oder Zystektomie
–keine Biopsie eines unauffälligen kontralateralen Ovars
–bei endometrioidem BOT und Uteruserhalt – Hysteroskopie und fraktionierte Abrasio durchführen
–Aufklärung über erhöhte Rezidivrate bei FIGO > I und fertilitätserhaltender OP, wobei Rezidive meist wieder als BOT auftreten und somit kurativ zu behandeln sind und nur sehr selten eine maligne Transformation stattfindet
6.1.3. Sonderfälle
- Nach operativer Entfernung eines BOT ohne Staging komplette Staging-OP:
–inkomplettes Staging geht mit einem erhöhten Rezidivrisiko einher
–durch ein Re-Staging im Rahmen einer Zweitoperation kann dieses nahezu halbiert werden (HR 0,577; 95%-KI 0,362–0,922)
–ggf. Überweisung an ein gynäkoonkologisches Zentrum
–Planung einer Re-Operation zum adäquaten Staging bzw. kompletter Resektion
–Individualentscheidung nach entsprechender Aufklärung
- Nach fertilitätserhaltender Operation und nach Abschluss der Familienplanungindividuelle Entscheidung über Komplettierungs-OP.
6.2. Adjuvante Therapie
- Kein Vorteil durch eine adjuvante Chemo- oder Radiotherapie,auch bei fortgeschrittenen Tumorstadien oder Implantaten.
- Äußerst geringe Ansprechrate auf Chemotherapie(3–4 %).
6.3. Rezidivtherapie
–keine Verschlechterung der Überlebensprognose
–kurativer Therapieansatz
–komplette chirurgische Tumorresektion anstreben
–erneuter Fertilitätserhalt möglich, falls gesundes Ovargewebe vorhanden
- Falls invasives Ovarialkarzinom:
–schlechte Überlebensprognose
–Therapie analog Empfehlung für epitheliales Ovarialkarzinom (siehe Kapitel Epitheliales Ovarialkarzinom).