2.1. Allgemein
– Risikofaktoren für persistierende HPV-Infektion: HIV-Infektion, Immunsuppression, Nikotinabusus
– hohe „Clearance“: zirka 80 % aller Frauen erleiden im Lauf ihres Lebens eine HPV-Infektion; in ca. 75 % subklinisch; bei über 80 % aller HPV-Infizierten nach 12 Monaten molekularbiologisch nicht mehr nachweisbar
– Häufigkeitsgipfel der HPV-Infektion zwischen dem 20. und 25. Lj.
– HPV-Prävalenz je nach Kontinent zwischen 6,6 % (Europa) und 22,9 % (Afrika)
2.2. Primärprävention
- • HPV-Impfung(gentechnisch hergestellte prophylaktische Totimpfstoffe):
– gilt als effektiv und sicher (FUTURE II study group 2007; Paavonen et al., 2007)
– persistierende HPV-Infektionen werden durch Impfstoffe gegen die entsprechenden HPV-DNA-Viren in 95–100 % der Fälle verhindert
– sowohl HPV-induzierte Kondylome als auch Präkanzerosen effektiv durch die HPV-Impfung verhinderbar (Donovan et al., 2010; Brotherton et al., 2011; Munoz et al., 2009)
– kein therapeutischer Effekt, wenn aktuell eine Läsion an der Zervix (z. B. CIN II) besteht
– nicht indiziert ist vor der HPV-Impfung eine HPV-Virustypisierung der Zervix oder die Bestimmung spezifischer Serum-Antikörpertiter
- • derzeit 2 Impfstoffe in Österreich:
– Gardasil®: 4-fach-Impfstoff gegen HPV 6/11/16/18; Aktivimpfstoff der L1-Proteinhülle; Impfschema: 0, 2, 6 Monate; Wirksamkeit dzt. mind. 8 Jahre
– Gardasil® 9: 9-fach-Impfstoff; 6/11/16/18/31/33/45/52/58; Aktivimpfstoff der L1-Proteinhülle; Impfschema: 0, 2, 6 Monate; soll zusätzlich 4–18 % der HPV-induzierten Karzinome verhindern
–um den höchsten Effekt zu erzielen, möglichst vor Beginn der sexuellen Aktivität („HPV-naiv“) im jungen Lebensalter (9.–12. Lebensjahr) impfen (Details zum Impfprogramm mit einer Übersicht über die Impfangebote in den einzelnen Bundesländern siehe Broschüre „HPV-Impfung gegen Krebs“ der Österreichichen Krebshilfe: www.krebshilfe.net/services/broschueren/broschuere/80)
–auch junge Frauen bis ca. 25 profitieren – sollten in „Catch-up-Programmen“ geimpft werden
–alle sexuell aktiven Frauen und Männer bis zum 45. Lebensjahr
–Frauen bei Zustand nach Konisation profitieren von einer HPV-Impfung möglichst zeitnah während oder nach der Konisation
- • Besondere Populationen:
–bei bekannter Schwangerschaft sollte nicht geimpft werden (jedoch keine absolute Kontraindikation)
–keine ausreichende Datenlage zum Nutzen bei Frauen über 45 – daher keine klare Empfehlung dafür, jedoch ebenfalls möglich (es gibt kein medizinisches Alterslimit für die Impfung)
2.3. Sekundärprävention
- • Derzeit in Österreich opportunistisches Screeningund kein organisiertes Screening mittels Zytologie (siehe Tab. 1);mit Empfehlung zur jährlichen Durchführung einer zytologischen Abstrichkontrolle und Färbung nach Papanicolaou (Pap) ab dem 21. Lj.; ab dem 30. Lj. alle 3 Jahre Abnahme eines Abstrichs zur HPV-Testung; Vermeidung von Co-Testung, alternierend möglich (in organisierten Screeningsettings Intervall auf bis zu 3 Jahre erweiterbar).
- • Reduktion der tumorspezifischen Mortalitätdurch zytologisches Screening in epidemiologischen Studien gezeigt.
- • Mittlerweile Vielzahl an HPV-Testverfahren– dzt. Qualitätskriterien erfüllend:
–Hybrid Capture 2 High-Risk HPV DNA Test® (Qiagen): Hybridisierung der Virus-DNA, Unterscheidung in 13 High-Risk- und 5 Low-Risk-Typen, von der FDA zugelassen, ist derzeit Methode der 1. Wahl
–Cobas HPV Test® (Roche): DNA-PCR, Nachweis von 14 High-Risk-Typen, darüber hinaus isolierter Nachweis der HPV-Typen 16 und 18, von der FDA zugelassen
–Cervista® HPV HR (Hologic), Aptima® HPV Assay (Hologic), PapilloCheck® (Greiner Bio-One), Abbot RealTime High-risk HPV Assay (Abbott), BD OnclarityTM HPV Test (BD)
- • Organisierte Screening-Programmemit Intervallen von 3 oder 5 Jahren, die auf HPV-Testung allein oder HPV-Co-Testung mit Zytologie basieren, führen bei Frauen, die älter als 30 Jahre sind, nach 3 oder 5 Jahren in der zweiten Screeningrunde zu einer signifikant deutlicheren Senkung der Neuerkrankungen an CIN III+ (82/100.000) als Programme, die auf einem alleinigen organisierten zytologischen Screening mit Intervallen von 3 oder 5 Jahren basieren (159/100.000; RR 0,59) (ARTISTIC, NTCC-I, NTCC-II, SWEDESCREEN).
- • Jeder suspekte makroskopische Befund an der Portiosollte mittels Kolposkopie und kolposkopisch gezielter Biopsie weiterführend abgeklärt werden.