6.1. Chirurgische Therapie
• Eine fertilitätserhaltende Operationist in den meisten Fällen möglich.
Unilaterale Adnexexstirpation + Stagingoperation.
• Bei Auffälligkeiten der anderen Adnexe Biopsie (keine Blindbiopsie).
• Bei abgeschlossener Familienplanung ist in Analogie zum epithelialen Ovarialkarzinom (EOC) eine Totalexstirpation sinnvoll.
• Stagingoperation: Peritonealbiopsien, Peritonealzytologie, Netzresektion in Analogie zum EOC erforderlich. Der Nutzen einer systematischen pelvinen und paraaortalen Lymphadenektomie bei unauffälligen Lymphknoten ist nicht belegt. In einer retrospektiven Datenbankanalyse bei über 2.700 Patientinnen konnte kein Unterschied im Gesamtüberleben zwischen den Gruppen mit und ohne Lymphadenektomie gezeigt werden (Nasioudis et al., 2020). Andererseits war das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen ein negativer Prognoseparameter (Kumar et al., 2008). Die Inzidenz von Lymphknotenmetastasen lag zwischen 10 und 18 %. Die genaue, offene Exploration insbesondere der paraaortalen Lymphknoten bis in Höhe linke Nierenvene sollte unbedingt durchgeführt und alle vergrößerten/suspekten Lymphknoten entfernt werden.
• Bei fortgeschrittenen Stadienist eine optimale Zytoreduktion anzustreben – verbessert Outcome (Bafna et al., 2001).
• Bei nicht resektablem Tumor Cisplatin-haltige neodajuvante Chemotherapie mit anschließender möglichst kompletter Tumorresektion erwägen.
6.2. Chemotherapie
• mOGCT sind hoch chemotherapiesensibel
• Standardchemotherapie:Bleomycin/Etoposid/Cisplatin (BEP).
• Keine Therapie bei immaturem Teratom FIGO IA, G1 und Dysgerminom FIGO Ia und Ib.
• FIGO-Stadium Ia und andere Histologie:2 Zyklen BEP.
• FIGO-Stadium Ib/c bei komplettem Staging und vollständiger Tumorresektion:2 Zyklen BEP (möglicherweise kann BEP in Frühstadien durch Cisplatin/Etoposid ersetzt werden
[Williams et al., 2004]).
• FIGO-Stadium II:3 Zyklen BEP.
• FIGO-Stadium II/IV und inkomplettes Staging bzw. inkomplette Tumorresektion: (3–)4 Zyklen BEP.
• Als Alternative zu BEP (Lungenfibrose) Cisplatin/Etoposid/Ifosfamid (PEI).
• Fertilitätsprotektionmittels GnRH-Analoga sinnvoll; Add-back-Therapie mit z. B. östradiolhaltigem Pflaster oder Gel zur Linderung postmenopausaler Symptome möglich.
6.3. Radiotherapie
• Dysgerminome sind ausgesprochen strahlensensibel; bei den anderen mOGCT untergeordnete Bedeutung.
6.4. Rezidivtherapie
• Bei Chemotherapie-naiven Patientinnen(Dysgerminom im Stadium Ia, immatures Teratomim Stadium Ia, Differenzierungsgrad I, beides ohne α-Fetoprotein-Erhöhung) BEP-Schema für 3–4 Zyklen.
• Adjuvant vorbehandelte Patientinnen mit Dysgerminom sind beim ersten Rezidiv noch ausgezeichnet behandelbar (Chemotherapie siehe unten). Radiotherapie als sehr gute Therapiealternative.
• Bei entsprechendem, therapiefreiem Intervall (> 6 Monate) Reinduktion mit platinhaltiger Chemotherapie.
• Im Rezidivfall jedoch deutliche Prognoseverschlechterung(Ausnahme Dysgerminom) (Murugaesu et al., 2006).
• Folgende Chemotherapieregime können in der Rezidivsituation Anwendung finden:
-Cisplatin/Etoposid/Ifosfamid (PEI)
-Vinblastin/Ifosfamid/Cisplatin (VIP)
-Paclitaxel/Ifosfamid/Cisplatin (TIP)
• Hohe Effektivität von Paclitaxel in der Second-Line-Therapie bei rezidivierenden Keimzelltumoren.
• Platinrefraktäre oder -resistente Erkrankung:
-Chemotherapiealternativen
-Gemcitabin/Paclitaxel/Vincristin gefolgt von Actinomycin D/Cyclophosphamid (VAC)
-Cisplatin/Vincristin/Methotrexat/Bleomycin, Actinomycin D/Cyclophosphamid/Etoposid (POMB/ACE)